Groß-Gerau: Eine Feuerwache erfindet sich neu

Rundumerneuerung, nach außen wie nach innen: Obwohl die Bausubstanz im Kern erhalten blieb, ist der alte Feuerwehrstützpunkt in der St.-Florian-Straße 2 in Groß-Gerau nach Sanierung und Umbau nicht mehr wirklich zu erkennen. Dank neuer gebäudetechnischer Anlagen erhielt der Komplex auch energetisch eine Revitalisierung.

Mit viel Blaulicht und einem Chor aus Martinshörnern zog die Feuerwehr der hessischen Kreisstadt im Dezem­ber 2013 aus ihrem alten Stützpunkt in der St.-Florian-Straße aus. 2014 erwarb dann das Dienstleistungsun­ternehmen GFP Projektmanagement GmbH das graue, zweigeschossige Gebäudeensemble mit der großen Fahr­zeughalle. Ziel war, den mehr als 40 Jahre alten Komplex in ein modernes Gewerbegebäude umzuwandeln. Das sollte über eine massiv erweiterte Grundfläche verfügen. Entsprechend wurde das Bestandsgebäude vollständig entkernt und die alten Mauern aus den 1970er Jahren wurden um viele neue aufgestockt. Die Fahrzeughalle erhielt zwei weitere Etagen, der ehemalige Schlauchturm wurde um zwei Drittel erweitert, im Hof entstand ein Neubau. Durch diese Maßnahmen wuchs die Netto-Nutzfläche von ursprünglich 1.700 Quadratmetern auf das fast Vierfache, nämlich auf 6.500 Quadratmeter, an.

Komplettes Makeover

inklusive neuer Heiz- und Kühltechnik

Da der Bau und entsprechend auch die Gebäudetechik original aus den 1970er Jahren stammten, wurde aus dem Bestand nichts übernommen. Für die alte Gasheizung mit Luftgebläse war es das „Aus". Der Umbau bedeutete eine komplette Sanierung der Heizungs- und Lüftunganlagen. Denn der Komplex sollte auch vom energetischen Standpunkt im Hier und Heute ankommen: „Unser Augenmerk lag von Anfang an ganz klar auf dem großen Thema Energieeinsparungen, erklärt Marc Hartmann Geschäftsführer der GFP Projektmanagement GmbH, die gewerbliche Objekte entwickelt und deren Verwaltung übernimmt.

Dem großen Update der Heizungs- und Lüftungstechik widmete sich ab Januar dieses Jahres die W+W Kälte- und Klimaanlagenbau GmbH aus dem hessischen Büttelborn.

Der von Kälteanlagenbauermeister Klaus Westermayer und Gas- und Wasserinstallateurmeister Rolf Wiesinger gegründete Fachbetrieb hatte mit dem Investor und Bauherrn bereits im Vorfeld eine Reihe gemeinsamer Projekte realisiert. „Über das erneute Vertrauen der GFP, auch dieses Projekt durch uns planen zu lassen, haben wir uns sehr gefreut", so Rolf Wiesinger, der den Bereich der Klima- und Lüftungstechnik nach über 30 Jahren im Job nach wie vor extrem spannend findet. Denn mit in­novativen Ideen lässt sich seiner Erfahrung nach immer noch wirklich etwas bewegen.

Vielfältige Nutzungskonzepte

mit einer Lösung abdecken

Bei der Konzeption der Gebäudetechnik der neuen alten Feuerwehrstation setzte der Gas- und Wasserin-stallateurmeister auf eine Wärmepumpenlösung. „Die Herausforderung war, das Bestandsgebäude mit dem Neubau sowie mit den unterschiedlichen Bedürfnissen der späteren Mieter unter einen Hut zu bringen", erinnert sich Rolf Wiesinger. Die waren in diesem Fall wirklich breit gefächert: Eine Gebäudereinigungsfirma, ein Mes­sebau-Unternehmen, ein Großhandel für Bautechnik, ein Sportstudio mit Sauna, eine Arztpraxis, ein Eventgastronomie-Anbieter, die Arbeitsagentur und zwei Woh­nungen teilen sich heute den Komplex. Das Anlagenkonzept musste dieser Bandbreite an unterschiedlichen Nutzungskonzepten und -bedürfnissen gerecht werden. Rolf Wiesinger erstellte entsprechend eine Lösung auf Basis der City Multi-Serie in Kombination mit Lossnay-Lüftungsgeräten.

Sechs Außeneinheiten versorgen insgesamt 30 City Multi-Innengeräte verschiedener Ausführungen sowie zehn Luftkanaleinbaugeräte. „Wir haben uns bei den Geräten für einen Marktführer entschieden, um den heutigen Stand der Technik voll ausnutzen zu können", erklärt der 55-Jährige. „Damit fahren wir seit 15 Jahren gut - und zwar bei all unseren Projekten."

Aushängeschild Wärmepumpen

moderne wie ökonomische Lösung

Die Lösung traf auch beim Bauherrn genau ins Schwarze: „Der Fokus des Investors lag hauptsächlich auf drei Kriterien: Er legte großen Wert auf modernste Technik, geringe Betriebskosten und eine möglichst einfache wie effiziente nutzerabhängige Ermittlung der Energiekosten", fasst Rolf Wiesinger die wichtigsten Anforderungen zusammen. Entsprechend kommt in allen vorgesehenen sechs Mietbereichen jeweils eine Wärmepumpenanlage zum Einsatz. So lassen sich die Heizkosten nutzerabhängig anhand des individuellen Stromverbrauchs der Mieter abrechnen. „Die Auslegung der Anlagen erfolgte für den Heizungsbetrieb nach der für das Rhein-Main-Gebiet gängigen Wärmebedarfsrechnung mit einem Auslegungspunkt von —12 °C Außentemperatur", berichtet der gebürtige Südhesse.
Dass man mit den Anlagen natürlich auch kühlen kann, war ein großer Pluspunkt: „Die geplante mo­derne Klima- und Heizungstechnik spielte uns bei der Vermietung der Räume natürlich in die Hände", so Marc Hartmann. „Wir haben sehr schnell Interessenten gefunden und konnten die Räume bereits während der Roharbeiten vergeben". Ein Glücksfall für den Bauherrn - eine Herausforderung für das insgesamt zwölfköpfige Team von W+W, das die Montage über die gesamte Bauzeit betreut.

Ein Jahr Montage

mit streng getakteten Bauabschnitten

Auf der einen Seite wurde der Bau noch hochgezogen, auf der anderen wurde auf Flächen im Rohbau bereits mit dem Ausbau begonnen. Wir mussten und müssen unser Timing entsprechend sehr exakt auf die unter­schiedlichen Fertigstellungstermine abstimmen", so Rolf Wiesinger zu den Herausforderungen des Objekts. Dank der wöchentlichen Bausitzungen, bei denen alle Entscheider mit vor Ort sind, lassen sich diesbezüglich auf kurzem Weg schnelle Entscheidungen treffen. „Wir kennen Marc Hartmann, den Architekten und die Ver­antwortlichen der anderen Gewerke schon von anderen Objekten - und die Zusammenarbeit klappt immer hervorragend!", zieht Rolf Wiesinger Bilanz. „Und da wir nach der Planung der Anlage auch die Ausführung übernehmen durften, empfindet das GFP wahrschein­lich genauso."

Das Konzept für die gesamte Gebäudetechnik erstellte Rolf Wiesinger im Januar 2016, als sich der Komplex noch im Rohbau befand. Die Montage der Wärmepumpenanlagen startete dann im Juni in der ehemaligen Fahrzeughalle, wo der Großhandel für Bautechnik und die Messebau-Firma als Erste einzogen. Im September ging es dann mit dem Fitnessstudio in den zwei neu gebauten Etagen über der alten Fahrzeughalle weiter. Das Erdgeschoss im Bestandsgebäude ist bereits durch eine Gebäudereinigungsfirma belegt, in die erste Etage ist die Arbeitsagentur eingezogen und im zweiten Geschoss befinden sich zwei Wohnungen. Die Wärmepumpenanlage für den Gastrobereich im erweiterten Schlauchturm wird im Dezember 2017 fertig werden. Und im Neubau entsteht eine Arztpraxis. „Das Faszinierendste für mich persönlich an diesem Objekt ist, zu sehen, wie hier aus etwas Altem etwas komplett Neues entsteht - und wir sind mit dabei!", so Rolf Wiesinger. Die Betreuung der Baustelle hat er in die Hände seines 23-jährigen Sohnes Max übergeben, der als Kälteanlagenbauermeister in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Das gesamte Objekt wird voraussichtlich im Juni 2017 fertiggestellt sein.

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